NECROLOGIUM
(Nachruf)
Ein Stirnrelikt steht eingepflanzt
Am vorder'n Glatzenrand
Verklebt von Schweiß und altem Selbstbetrug
Darunter rechnete ein leeres Hirn
Das Menschen wog und sie für minder schlug
Er wählte stets die Kleinen
Die keinen Widerstand noch Kraft besaßen
Laut zu widersprechen
Er brach sie nicht im Zorn nein mit Verstand
weil leise Grausamkeit sich besser rechnet zum zerbrechen
Er lernte früh wie man Vertrauen häutet
Ohn' Messer nur mit Zeit und Blick
Er nahm was blieb nachdem man Hoffnung beutet
Und nannte diesen Raub dann gut' Geschick
Wenn einer weinte blieb er ruhig stehen
Er mochte es wenn Scham den Boden sucht
Er sah dem Zittern gern und lange zu
Als wär es Kunst
Als wär es Selbstgenuss
Das Schandbüschel
Stand wie ein schmutzig' Siegel
Ein Mal das selbst der Spiegel nicht verzieh
Es zeigte jedem der es sah
Was unter Haut und Namen wirklich war
Er fraß sich hoch aus fremdem Stillesein
Aus Ja-Gesagtem das kein Ja mehr war
Er lebte gut vom langsamen Verfall
Das er als Werkzeug damals stahl
© Text by @HerrWortranken
0592 | 2025| ©HW
