27 Juli 2024

INVITAMENTUM

 


© Bild KI generiert
© promt by HerrWortranken 





INVITAMENTUM 
Einladung 



Anschmiegsamkeit ich such' dich hier 

Sag' an versteckst du dich vor mir 

Sei Phönix 

Aphrodite 

Göttlich' Stier 

Hindeute mir den den Weg zu dir 

Auf das das Gegenüber dann 

Sich paart 

Als Frau 

Sowie als Mann 






 © Text by HerrWortranken 
286 |2024| ©HW 






26 Juli 2024

ODORE

 




ODORE



Winzig Löchlein in der Derma 

Porentiegelchen genannt 

Sind die Pforten für all Düfte 

Füllen sich von Zauberhand 

Diese Muldchen schwängern Lüfte 

Rundum um verliebte Haut 

Schwitzen aus ganz ohne Worte 

Wenn die Menschen sind bereit 

Geben gegenseitig Lüste 

Merkt euch 

Das jetzt Lieb' gedeiht 






© Text by HerrWortranken 


283 |2024| ©HW

 

25 Juli 2024

DESIDERIUM VESTRUM

Amorphe in sich verschlungene Fläche.

 


DESIDERIUM VESTRUM
 DEIN VERLANGEN 




Und wieder wird die Haut nicht müde 

Zu winken dir mein liebst' Galan 

Ach würd' gern decken deine Glieder 

Uns lieben dann 

Ganz sinnlich 

So richtig wild so ganz pagan 

Doch bin in Ferne noch zwei Tage 

Musst warten bis ich dann bei dir 

Dann aber Hallo 

Dann die Liebe 

Dann festlich Zeit mit uns'rer Gier 








© Text by HerrWortranken   

281 |2024| ©HW 

21 Juli 2024

POETICA


Von KI greiertes realistisches Foto zeigt weibliche Hüfte von schmalem Tuch  einfach umwikelt. Verdeckt den Nabel.
von KI erstellt



POETICA 

Der Nabel war zu allen Zeiten

Als Teil des Körpers zu beneiden

Obwohl er vor Geburt
Beizeiten

 Die Nahrung hatte herzuleiten 

 Liegt er seit diesem Tag
Bescheiden

An sämtlich Körpervorderseiten 



 ©Text by HerrWortranken 


272 |2024|©HW

20 Juli 2024

SUPERVIVO

!B

 
Drei Laubbäume, Panorama, Landschaft, Kronen der Laubbäume in unterschiedlichen drei Farben
KI generiert 




SUPERVIVO 
(Ich überlebe)




Lass' mich sinken In die Falten 

In die himmlich freudig Spalten 

Lass' erleben dieses Beben 

Auf das du dem Himmel nah 

Jagen was sich Liebe nennt 

Jagen was den Menschen rar 

Und von Engeln uns gegeben 

Einzig dieses sei das Streben 

Für Natur 

Für's Überleben 



Jener Atem deines Duftes 

Geigt die Stimmung wundervoll 

Meistens Dur in großen Bögen 

In Sekunden dann vergessen 

Alle Unbill 

Alles Moll 




© Text by HerrWortranken   
268 |2024| ©HW 

25 Juni 2024

FIDUCIA








FIDUCIA 
 

Wörter sind der Menschen Kraft 
 
Achtet 
 
Zügelt ihre Macht 
 
Das sie nicht zu grell erstarken 
 
Nicht mutier'n zu Dauermarken 
 
 

Lernet früh Zusammenhänge 
 
Achtet auf Verführungszwänge 
 
Nie auf Schicksal lasst euch ein 
 
Götter helfen nicht allein









© Text by HerrWortranken 

© Bild by KI



16 Juni 2024

OMNIS HOMO QUAERIT





 OMNIS HOMO QUAERIT 


Erst zärtlich dieser feine Trieb

Dann Jugend

Die entdeckt die Lieb'

Bricht aus der schützend Hülle aus

Sprayed rote Farbe auf das Haus

Und lockt in diesen Blütensaal

Die Gäste an

Zum festlich' Mahl




Wenn spät im Herbst

Dann ist's verpufft

Bleibt nur Erinn'rung an den Duft

Jetzt steinalt wird das schroffe Ding

Was einst so stramm am Stiele hing 


© Text by HerrWortranken 

© Bild by KI

234 |2024| ©HW 

Inspiriert durch 

15 Juni 2024

HABEO COGITARE




 

HABEO COGITARE  


Wilde Gesellen durchziehen das Land 

Befördern nur Schrott und wertlosenTand 

Helfen der Dummheit und Selbstvernichtung 

Verhindern Klarsehen in positiv' Richtung 




Die Erde braucht nicht 

Geistes Entscheidung
 
Sie genügt sich in Waage 

Wie mathematische Gleichung 




Nie ist Natur Gut oder Böse 

Sie wandelt vom Kreis zu platter Öse 

Nimmt mal 'ne Gerade oder folgt mal dem Rund 

Zeigt im Ausseh'n Schönheit 

Oder Verderben 
Wie'n räudiger Hund 




© Text by HerrWortranken 
© Bild by KI
232 |2024| ©HW 

09 Juni 2024

MORTUUS REGNUM


 

Foto ©HerrWortranken 


MORTUUS REGNUM 



Wenn dir das Leben wird zu Heiß

Und dir vom Denken rinnt der Schweiß

Wenn also dich dein Maulwurf juckt

Wenn fehlt der Speichel
Niemand spuckt

In Hände
Auf den Boden dann

Glaub mir
Dann ist er da

Der Untergang



© Foto & Text by HerrWortranken      

 


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

08 Juni 2024

ESSE IBI

 

 
 
 ESSE IBI 
(DA ZU SEIN) 

Für mich ist das Leben, wie die Mischung aus Süße und Säure des Weines, gewürzt mit der aufgehenden Hefe des Brotes und den sich vergrößernden Falten der Erfahrungen
 
 
 
 
 
SENEX 
 
Wir schrien uns aus schwitzend' Leib 
Und schälten uns aus störend' Kleid 
Wir waren Fans und Groupies auch 
Es war ein Traum  
So wie's der Brauch 




SEMPER CIRCULUS 
 
Altes Kettenkarusell
Bleibst in meinem Kopfe hell 
Durch den Glanz der bunten Lichter
Schwebten wir im Kreise 
Dichter kamen wir uns dann 
Zogen uns mit Armen ran 
Wirbelten 
Soweit es ging 
Oftmals Aug' nach oben schielte  
Hofften das die Kett' uns hielte



 © Text & Bild by HerrWortranken 
 
 
 

07 Juni 2024

ababpöm

 

das ababpöm 
sehr schön 




Endgültig muss es mal geklärt werden  


Das Kunstwort "ababpöm", kreiert von @HerrWortranken, setzt sich aus zwei Teilen zusammen:

  1. "abab": Wenn man diese Buchstabenfolge rückwärts liest, erhält man "baba". Durch die Drehung der beiden "b" ergibt sich "dada".
  2. "pöm": Dies ist eine eingedeutschte Form des englischen Wortes "poem" (Gedicht).

Zusammen ergibt "ababpöm" somit eine Art kreatives Gedicht, das sich auf das dadaistische Prinzip bezieht. Der Dadaismus war eine Kunstbewegung des frühen 20. Jahrhunderts, die traditionelle Vorstellungen von Kunst, Literatur und Gesellschaft herausforderte, oft durch absurde und spielerische Elemente. "Ababpöm" könnte also als ein spielerisches, dadaistisches Gedicht interpretiert werden. 


 © Text by HerrWortranken 
     [sic erat scriptum]     






18 Mai 2024

SCINTILLAE DEORUM






 SCINTILLAE DEORUM 


Freier Geist komm zu uns nieder 
Schützend breite deine Glieder 
Über unser Schaffen hier 
Ohne Schnörkel ohne Zier 


Bring uns Kraft für all das Leben 
Eb'ne ein die tiefen Gräben 
Fülle sie mit Emphatie 
Stop Synapsenagonie 

Brauchen keine Feiertage 
Pfingsten nicht und Kunstverlage 
Nutzen jede freie Zeit 
Überwunden jeder Neid 

Freier Geist kam zu uns nieder 
Frei beweglich jetzt die Glieder 
Weil wir schreiben Worte hier 
Ohne Schnörkel ohne Zier 



 © Text by HerrWortranken  
Bild by chatGBT         
(179 |2024| ©HW) 


03 Mai 2024

FINIS

 
 
 FINIS 
 
 
Es kommt der Tag der Stille
Verharrend stumm der Blick 
 
Mit deiner Augen Wille
Kommt Leben nicht zurück 
 
So zeigt es auch die Rose
Wenn du sie jung gepflückt
Zuerst erstrahlt die Schönheit
Dann blass verformt gebückt 
 
Verharrt in stummer Pose
Die Farb verknittert fahl 
 
Für diese Blume heute
Zählt nimmer eine Zahl 
 
 
 ©Text by HerrWortranken       
 

29 April 2024

REAKTION

 
 
 
REAKTION *
 
Berührend die Worte
Sinnvoll dein Geist
Mir kam ein klein' Tränchen
Nur das du es weißt

Ich möchte es tun
Doch bin heut' zu alt
Zum kämpfen im Leben
Doch eines noch kann ich
  Meine Stirn' biet' ich mit dir
Gegen braune Gewalt 
 
 
 ©Text by HerrWortranken    
 

19 März 2024

PRESSURA

 


PRESSURA

ich brauch' die enge die mich treibt
die meiner feder kraft verleit'
die meine worte springen lassen
beim lesen kann ich's selbst nicht fassen

ich brauch' den druck von außerhalb
wenn auf der brust mich drückt ein alb
dann kreißt in zeilen wortreich sinn
mal zart und auch mit hartem grimm

in kleiner kammer schreib ich still
vor mir und seitlich passt kein müll
so hoff ich auf den titel bald
als kammerschreiber 
werd' ich alt 



097|2024| ©HerrWortranken      

16 Februar 2024

GANG INS BLAUSÄUREBAD

 
(c) generiert durch AI



GANG INS BLAUSÄUREBAD

zuerst ein tritt

dann folgt der schritt

dann schlag auf schlag

auf nackte haut

niemand das mag

der schmerz brüllt laut

zahngold gebrochen

man steht am rand

zahnlos verbrannt

was einst gewesen

jetzt wiederholung

es ist die art

heut tun sie zart

mit blauer farb

drängt sie zurück

mit starkem blick

sonst

demokratie

im grab 




© Text by HerrWortranken     

 




10 Februar 2024

SPES

 
Gibsmodell einer nackten Frau, liegend auf einer schwarzer Unterlage. Frau komplett in roter Farbe.






S P E S 


Frühling hängt in diesen Tagen 

Über dir wenn Flügelschlagen 

Zwitschern und ein balzig' Gurren 

Durch Berührung Menschen schnurren 


Frühling 

Ja du bist willkommen 

Wie die Liebsten 

Wie die Frommen 

Frühling zeige uns das Leben 

Das sei jetzo unser Streben 



© Text & Bild & Gipsmodell by HerrWortranken    

07 Februar 2024

ARTIS AMORIS

 
Öl auf Leinwand. Es zeigt stilistisch Eva und Adam im Paradies. Mit female und male Attributen. Rumpf beider Darstellungen sind wie "Eistüten" dargestellt.



ARTIS AMORIS 



berührung 

tasten 

zart erleben 

genussvoll Sinne 

während Leben 

unsäglich dich vibriert 

und freudevoll verwöhnt 

der himmel deine seele krönt 

du bist in dem moment die sonne 

erlebst eintausendmal nur wonne 

lässt fallen dich in weiche kissen 

gibst kund davon 

die welt soll es jetzt wissen 



© Text & Bild by HerrWortranken  

02 Januar 2024

VORBEI

 



VORBEI 

Die Frau im Zug 
Da sitzt sie nun
Am Fensterplatz und schaut sehr stumm
Mit ihrem funkelnd Augenglanz
Zu ihm hinaus
Zu ihm
Dem Franz
Der baff und starr von diesem Stern
Im Herz berührt
Doch für ihn fern

Er steht am Bahnsteig Nummer Drei
Sein Traum fährt ab
Im Zug 
Gleis Zwei


© Bild & Text by HerrWortranken     





08 Dezember 2023

fAhNdUnG

 
Schwarzer Untergrund, darauf ein lila Fragezeichen





fAhNdUnG

ich
SUCHE
die
UNANTASTBARKEIT
die
DEINE
die
MEINE
die
MENSCHENWÜRDE
um mich herum
da finde ich ein
NICHTS 

auf einem blatt
PAPIER
im
GRUNDGESETZ
die
WORTE
die
MENSCHENWÜRDE
ist
UNANTASTBAR
dies
EINZIGARTIGE
ich fand auf meiner
SUCHE 
 



© Bild &Text by: HerrWortranken     

03 Dezember 2023

BESINNLICHKEIT




BESINNLICHKEIT


In sternenklarer Nacht 

Ganz kalt 

Beginnt ein Warten 

Es rufet

Bald 


Ein Lichtlein brennt

Die Stille schlicht

Advent

Die Zeit der Herzen

Spricht 


Die erste Kerze leuchtet zart

ein Hoffnungsstrahl erwacht

Erzählt von Frieden und der Liebe

In einer dunklen Nacht 


In dieser stillen Zauberzeit

Im Kerzenschein so mild

Advent

Ein sanftes Wiegenlied

Das alle Seelen füllt

...


© Text by HerrWortranken      
© Bild by KI                                  







10 November 2023

UNWIEDERBRINGLICH

 

buntes Gewirr, amorphe Farbkompositionen, Mit Phantasie Landschaftsteile erahnbar.


UNWIEDERBRINGLICH

Senkrecht kringelt sich der Qualm
Aus des Schornsteins schmalem Schlund
Windstill ist's um mich herum
In der Ferne bellt ein Hund 

Kälte dräut durch Fleece und Wolle
Nase kalt und auch der Mund
Hände tief in warmen Taschen
In der Ferne kläfft ein Hund

Vollmond siehst bescheiden aus
Leuchtest zwar
Die Backen prall
Wanderst ohne einen Drall
Zeigst das gleiche fahl' Gesicht
Immer bist im Gleichgewicht
Ziemlich neblig rund um's Haus

Mondgesicht du ferner Wächter
Lässt verstummen Taggelächter
Ausgelass'nes Tageslachen
Jetzt vorbei
Fährst im Traum mit goldnem Nachen  

Und ich schau' verträumt zum Rauchfang
Dessen Atem weißlich glänzt
Tolle Traumgedanken flirren
Mit Erinn'rung schön umkränzt

Dann am Morgen Zwischenzeit
Dunstig Feuchte
Denn sie ist noch etwas weit
Nicht genug voran geschritten

Warme Liegestatt hält bleiernd
Zäh' wie aufgeweichter Teer
Die Gedanken
Die jetzt kommen
Sind noch träge und auch schwer
 
Von der Turmuhr hör' ich Schläge
Derer zähle ich bis Vier
Kann das sein
So früh am Morgen
In der Nähe jault ein Tier 



©  Text und Bild by HerrWortranken      




22 Oktober 2023

FAMILIENBANDE

 


FAMILIENBANDE


Ach wie schön ist doch Familie
"Morgen Abend ruf ich an"
Dieses hör' ich jeden Abend
Doch dann frage ich mich
Wann
Wann nur ist der nächste Abend
Und ich warte dann nochmal
Ja so geht das Woch' für Woche
Für's Gemüt ist's schon 'ne Qual

Plötzlich SMS mit Worten
"Kannst mir geben etwas Geld
Ist noch lang bis Monatsende
Glaub' mir
Dieses Bitten
Schwer mir fällt"

Greife selbst zum Hörer nun
Niemand d'ran am and'ren Ende 

Bin ich tot 

Denke
Ist der Zustand hier posthum
Fühl' gefesselt meine Hände
Was zum Teufel ist hier los 

Ist dies's nun mein Zukunftslos 



© text und Bild by HerrWortranken    




15 Oktober 2023

RESURGIT


!B

Straße mit vielen Blättern auf dem Boden

 

RESURGET 
(Er wird wieder auferstehen)


Hab' die Augen aufgeschlagen
Himmelsblau dient mir wie Pagen
Seh' verblassen nächtens Runde
Sterneglitzern mit im Bunde
Wechseln mit taghellem Lichte
Gestrig Träume sind wie Wichte
Sind mal da
Dann plötzlich weg
Sagen uns nie ihren Zweck

Neuer Tag beginnt mit Ahnung
Wie entdeckt bei einer Grabung
Weiß noch nicht die Endlichkeit
End' des Tages ist noch weit 

Und dann kommen mir Gedanken 
Früher gab es wenig Schranken 
Wenn ich denk' an Nachbars Käthe 

Wie sie wackelte 
Im Gang 
Mit der Kittelschürz' 
In verwasch'nem Schwarz 
Mit den grau geword'nen Pünktchen und dem typischem Geruch 
So wie alle Alten rochen 
Die sich kalt am Morgen wuschen 
Mit der grau geädert' Kernseif' 
Mit dem feinripp Lumpen 
Der zurecht geschnitten 
Aus gelöchert' Unterhosen 
Die sich mittlerweile zeigten
Als das einzig wahre Grau 

Wenn ich jetzo daran denke 
Wird's im Magen mir ganz flau 



© text und Bild by HerrWortranken      



    





 

03 Oktober 2023

VERBLÖDET & VERÖDET

... bunte Larve (Gesichtshalbmaske) in diagonaler Darstellung




 VERBLÖDET & VERÖDET 


Wisst 
Wie rasch die Zeit vergeht 
Unaufhaltsam auf dem Weg 
Der uns führt zum Untergang 
Kennt am Ziel kein Feierklang 
Leid und Hunger 
Große Pein 
Wird am End' Belohnung sein 
Innerlich verbrannt der Geist 
Merkst nicht 
Hirn schon heut' vergreist 
Durch faschistisch' Ignoranz 
Weiter geht Vulkanotanz 
Helfen würde jetzt noch schnell 
Alles Ignorantentum 
Fix nun werfen in die Hell 

WIR SEHEN 
VERZERRTER HIMMEL 
UNS VERWIRRT 

WIR GLAUBTEN 
EWIG LEBT DIE ERDE 
DOCH ALLE 
HABEN SICH GEIRRT 

JETZT 
WO WIR VERÄNGSTIGT SIND VERSAMMELT 
WIR MERKEN NICHT 
DAS DIES EIN START IST 
IN DAS ENDE 

ALLES VERGAMMELT 
DANACH KEIN LICHT 
AUCH KEINE WENDE 


© text & Bild by HerrWortranken      


 

05 September 2023

UNENDLICHKEIT

 !B

 

 

Drahtgitter. Davor quadratischer roter Würfel etwas verdreht, auf der Spitze stehend. Die dem Betrachter zugewandte Seite ist grün. Vom oberen Rand seilt sich eine Spinne ab.



 

 

        UNENDLICHKEIT


   Es geschah an einem der damals raren tropischen Tage im Sommer des Jahres 2013 in einer Nebenkapelle in Himmerroth.

 

   Viele der Gäste saßen auf den dürftigen Betstühlen. Die Sitzflächen bestanden aus vier geflochtenen Dreiecken, im klassisch spanischen Stil, aus handgedrehten Binsen.
Zirka 30 Minuten vorher begrüßte man untereinander mit herzigen Umarmungen. Unter Verwandten und guten Freunden zeugt dieses von vertrautem Begegnen.
  Eine Duftwolke lag schwer in der Luft dieser Versammlungsstätte. Überall zwischen den Anwesenden, oberhalb deren Köpfe, waberte ein Gemenge aus Parfümölen unterschiedlichster Zutaten. Es roch nach Zärtlichkeit der Jugend und nach ranzigem Schweiß, mit markanten Geruchsanteilen von verbrennendem Grillfleisch. Süßliche Assoziationen, die an die ersten Serien der im vorigen Jahrhundert produzierten Toilettensteine erinnerte, gab diesem Raum der Meditation, eine larmoyante Feierlichkeit.
  Die Örtlichkeit in der Eifel, eine kärgliche Kapelle, eher einer Rumpelkammer gleich, als ein Nebenbau der renommierten, aus aller Welt viel besuchten Klosterkirche. Verständlich, dass man in ergriffener Hingabe, den Blick zur Elevation erhebt, um mit dem Augenfokus in unendliche Entfernungen vorzudringen.
  Genau diesem Gefühl der Gruppendynamik folgend, schaute Eulalia gelangweilt zum Zenit.
  Unter Umständen war die Intensität der im Raum schwebenden Duftmoleküle, der suggestiven Wirkung einer konzertierten Andächtigkeit überlegen. Eulalia wusste es im ersten Moment nicht zu erklären, warum ein feierliches Ave Maria, von einer Hammondorgel angestimmt, zu dem Ohrschmerz führte. Diese begleitende, wunderliche, überlaute Sopranschrillstimme begründete, dass ihr Blick in die Himmelssphäre blockierte. Eulalia sah nicht die Unschärfe in der Unendlichkeit des Endlichen. Sie sah ausschließlich die Decke dieser Kapelle. Das Gewölbe zeigte in wunderbar amorphen, grauen bis schwarz figurativ ähnelnden Fresken, das kunstvoll strukturierte Können der dort ansässigen Spinnen. Die Deckenwölbung wurde zum Medium einer höheren Hemisphäre.
  Ein seltsames Empfinden durchströmte sie, wenn mit kraftvoller Inbrunst die vergeistigten Presswehen, der Sängerin, Eulalias noch intakte Gehörempfindungen zu schmerzhaften Nervenimpulsen anregten. Dann knirschte durch Verkrampfung der Kiefermuskulatur, hörbar ihr Zahnschmelz. Synchron mit dieser Schmerzempfindung veränderte ihr Sehen, auf das nach wie vor fixierte Kreuzgewölbe, ihre Andächtigkeit.
  Das, was sie sah, empfand sie ungeheuer aufregend. Für eine Weile stand ihr Mund offen, gleich einem staunenden Kind, das den Weihnachtsmann erstmalig sieht.
Die Gewölbefresken zeigten eine Metamorphose. Es entstanden schwarze Fäden aus den schwindenden Deckenschattierungen. Von der gesamten Deckenfläche hingen die Spinnweben vertikal herunter. Sie schwangen und assoziierten ein Sommerweizenfeld im heißen, schwülen Mittagswind.
  Kein Lüftchen vermittelte Kühlung. Bei der Darbietung des Ave Maria generierte eine gewaltige, nicht aus irdischer Energie stammende Kraft, diese Veränderung der Deckenmalereien. Eulalia sah das alles. Sie erlebte es. Sie verspürte deutlich dieses Gefühl, eine Auserwählte zu sein.
  Jäh klirrte es. Eindeutig identifizierte sie eine Weinflasche, die der Bruder Mönch, mit einer ungeschickten Fußbewegung hinter dem Altar, beim Blick gen Himmel, umstieß. Eulalias Gedanken begannen Purzelbäume, zu schlagen. Sie schien an manchen Wortassoziationen sichtlich Freude zu finden. ‚Auserlesen‘ kombinierte sie mit ‚süffige Auslesen‘. Dieses Gedankenspiel lies bei ihr, für einen Moment das Durstgefühl vergessen. Ihre Stimmung wechselte von der zuvor vergeistigten, laienhaften Andacht in die profane Realität der schwülen tropischen Mittagshitze.
Eulalia, alleinstehend am Beginn ihrer Menopause, besitzt Erfahrungen mit Wärme. Die heutigen Temperaturen übertrafen alle ihre Kenntnisse. Im Zustand der fliegenden Hitze rutschte sie regelmäßig in depressive Gedankenwelten. Heute verkörperte sie eine verschmitzte, hintersinnige Eulalia, aufgrund dessen, jeder sie mag. Sie bekäme jetzt durch einen solchen Hormon-Blues kein Verlangen, an einen Freitod des Erstickens, mittels Einatmen des nicht vorhandenen Sauerstoffanteils in der Kapellenluft. Sie hielt ihre Hand vor den grinsenden Mund.
  Eulalias Blick wanderte unbestimmt im Raum. Ihr Fokus, ohne Absicht, stoppte bei Gernot, der seitlich in ihrer Reihe stand. Kein Mann nutzte die Sitzgelegenheiten. Lag das an dem Versuch, in knapp zwei Meter Höhe, die Restbestände der Sauerstoffmoleküle zu ergattern? Lag es an der momentanen Konsekration, der Wandlung, von Wein in virtuelles Blut?
  Durch die konstanten Schweißabsonderungen verbeulten die Kleidungsstücke der Anwesenden. An Gernots Hosenvorderteil fiel Eulalia eine nicht zu übersehende Ausbuchtung auf, die er mit den übereinandergelegten, verschwitzten Handflächen, zu kaschierten suchte. Eine normale Situation für sie. An welche netten Schweinereien Gernot jetzt in diesem Moment denkt? Ein unterdrücktes Schmunzeln ließ ihre Lippen verschlanken. Sie wandte den Blick.
  Ihre schelmischen Äuglein stoppten bei sämtlichen männlichen Anwesenden an den Positionen, wo Gernots zusammengelegte Hände, ihre Aufmerksamkeit erregte.
Nochmals öffnete sie den Mund. Ihr Gesichtsausdruck erstaunte. Alle umstehenden Männer besaßen keine normalen Hosenbeulen an besagter Stelle. Es muss an diesem medialen Raum liegen. Eine andere Erklärung kam Eulalia nicht in den Sinn.
  Bei dieser wabbeligen, in der Art von zähem Weißbrot zu schneidenden Luft, nicht verwunderlich.
  In dieser Situation kamen Erinnerungen an ihre Kindertage. Einen Wasserfarbkasten bekam sie geschenkt. Bei den ersten Versuchen mit den Malutensilien mischte sie gleichzeitig alle Farben. Auf dem Papier, im Wasserglas, in jedem der Farbdöschen des Malkastens entstand die gleiche Tönung. Das Vermengte zeigte Ähnlichkeiten mit ihrer Kacka, so weiland ihr Sprachschatz. Nach mehreren Tagen roch diese vergessene Mischfarbe vergleichbar.
  Eulalias Fantasie lies sie jetzt diesen fauligen Geruch erschnüffeln und sie dachte an Stinkbomben. Diese mit gelblicher Flüssigkeit gefüllten Glasröhrchen, die um die Karnevalszeit, hauptsächlich von Bengels gekauft, und mit ausgeprägter Boshaftigkeit in Bodennähe der Mädchen geworfen wurden.
  Mittlerweile, nach fast fünfzig Minuten, andachtsvoller Verharrung in dieser Kapellenluft, glaubte Eulalia, das Geheimnis der Hosenbeulen zu erahnen. Im Internet las sie vor Monaten, dass es vorstellbar sei, Schwefelwasserstoff gegen Erektionsstörungen einzusetzen. Die Messe ging zu Ende. Eulalia wartete, bis alle Anwesenden hinausgingen, um ihre Neugierde zu befriedigen. Was für einen Messwein diese Mönche trinken?
  Sie drehte um die eigene Achse. Keine Menschenseele in der Kapelle. Vier Stufen höher, ein paar Schritte, sie stand hinter dem bescheidenen Altar.
  Eulalia sah nicht die vermutete, umgefallene Weinflasche. Sie registrierte ein auf der Seite liegendes Marmeladenglas mit einem handgeschriebenen Aufkleber.
  Sie rutschte aus. Erkannte im Fallen, auf dem Glas, schemenhaft zwei Buchstaben.
  Ein ‚i‘ und ein ‚a‘ schien es, sollte sie noch im Bruchteil des Ausrutschers, assoziieren.
Ein Flash.
  Eine Menge rautenförmiger, blauer Steinchen, die am Boden lagen, wurden von ihren Augen noch erkannt. Es war das Letzte, was sie registrierte, bevor sie hart mit dem Kopf aufschlug.


  Nie mehr öffneten ihre Lider, um in die Weite der Unendlichkeit zu schauen.
Eulalia ist jetzt ein Teil von ihr.
 

 

   © Text by HerrWortranken