21 April 2020

HAUCH



HAUCH 

Ein Vögelein, so winzig klein, 
Traf einen Zeichner in der Stadt. 
Es bat ihn – „Liebes Künstlerlein, 
Mal‘ mich ganz riesig auf dein Blatt. 
So möcht ich ausseh‘n, alle Zeit 
Und mächtig brausen durch die Luft. 
Mit riesen Schwingen – fliegen weit, 
Damit die Kleinheit, schnell verpufft“. 

Der Maler tat, wie ihm gesagt. 
Nahm Tusche, Feder – auch Papier 
Und porträtiert nun unverzagt. 
 Der Vogel unruhig, schaut mit Gier 
Nach seinem werdend‘ Ebenbild. 
Und als es fertig, dieses Werk, 
Schaut unser Vöglein nicht mehr mild. 
Schrill piept es, „Nein – ich bin kein Zwerg“ 

„Heh Künstler, mal‘ mich flott und fein. 
Als Sterngigant will ich mich seh‘n, 
Auch wenn die Leinwand viel zu klein, 
Doch zeichne riesig, meine Zeh’n“. 
Ein neues Abbild wird gebaut. 
Zu sehen jetzt – ein Riesen Zeh. 
Als dies des Vögleins Auge schaut, 
Der Maler jäh – wandelt, zur Fee. 

Die Fee kann zaubern; ist doch klar, 
Sonst würden keine Märchen wahr. 
Das lernte flott das Vögelein. 
Es flog davon – ohn‘ Kopf und Bein. 
Jetzt schwebt und dümpelt nur ein Zeh 
Am Firmament – und auf der See. 
Und eine Lehr‘ aus der Vision 
Passiere nie den Rubikon.




© Bild & Text by: HerrWortranken