Bild by KI, man erkennt, dass der KI ebenfalls schlecht geworden ist |
dada versus realität
Heute ist ein trüber Morgen, als ich das Café betrat. Draußen ziehen graue Wolken über den Platz. Der Regen hatte den Asphalt dunkel gefärbt. Ich bestellte einen doppelten Espresso, schlug die Zeitung auf und sah das Gesicht auf der Titelseite. Merz. Wieder einmal.
Ich lehnte mich zurück und seufzte. "Denk ich an Merz an diesen Tag…", murmelte ich.
"Erinnert nichts an Kunst, so ich sie mag", ergänzte eine Stimme neben mir.
Ich drehte mich zur Seite. Eine Frau mit kastanienbraunen Haaren und scharf geschnittenen Zügen sah mich herausfordernd an. Sie hielt eine zerlesene Ausgabe von Brechts Gedichten in der Hand.
"Sie zitieren mich?" fragte ich überrascht.
"Ihr Gesicht hat es mir verraten."
Sie lachte trocken, blätterte in ihrem Buch und fuhr fort:
"Ich denk an einen Haufen Scheiß, an faschistoides Geistgeschmeiß."
Ich grinste. "Dann sitzen wir wohl im selben Boot."
Sie nippte an ihrem Kaffee. "Und was machen Sie mit Ihrer Wut?"
Ich sah hinaus auf die Straße. Menschen eilten vorbei, Schirme aufgespannt, die Köpfe gesenkt. Die Stadt war voll von Stimmen, doch viele schwiegen.
"Ich schreibe", sagte ich schließlich.
Sie nickte anerkennend. "Dann schreiben Sie weiter. Worte können mehr bewegen, als Sie denken."
Ich betrachtete sie einen Moment. Dann nahm ich mein Notizbuch zur Hand. Während draußen der Regen fiel, setzte ich den Stift an.
© Text by HerrWortranken
051 |2025| ©HW