27 Februar 2022

KRIEGSPOESIE

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Bunte Filzstiftzeichnung, digital verfremdet, zeigt einen neutralen Torso, der sein Trauergesicht zur Seite gegen die Schulter neigt.
☮ 🇺🇦 ☮



KRIEGSPOESIE 


kennst du den tag
an dem die menschen sind erschossen 

blut dieser nächte strömt auf gossen 

bin sauer
bin starr vor trauer
stampf' mit den füßen auf 

wann endet — der verlauf
des wahnsinns teuflisch' beute 

irrsinn reflex für heute 

kennst du den tag
an dem die freiheit starb 

an dem die alten weinten
wie ein kind 

an dem die iwans ohne grund
geschwind
den bruder und die schwester
morden
ohn' sinn

SAGT MIR
IHR GÖTTERMACHT
WO TRIFFTET DIESE WELT NOCH HIN



© Text & Bild by HerrWortranken   




 

26 Februar 2022

FREIHEITSWILLE

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Flagge von Ukraine. Bearbeitet. Unteres gelbes Feld mit Feuer, das obere blaue Feld mit Wasseroberfläche, gemixt.
☮ 🇺🇦 ☮

 
 

FREIHEITSWILLE

 

 

jetzt am dritten tag   
geschunden 
 
sind gefühle durch die wunden 
 
die der erde zugefügt 
 
von dem popanz der nur lügt 
 
 
 
denkt er könnt'  im schulterschluß 
 
mit dem teufel reden stuss 
 
 
 
brudervolk und bruderstaat 
 
 leere worte seiner saat 
 
die er nie vernichten wird 
 
denn er ist im geist verwirrt 
  
 

FREIHEITSWILLE 
 
NIEMALS BIRST
 
 
 
 
 © Text & Bildmontage by HerrWortranken  
 


 

 

25 Februar 2022

GEbILDE

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Stilisierte weibliche Körper, bäuchlings quer auf dem Boden liegend.

 
 
GEbILDE 


Ich schritt dereinst dem Sonnenstrahl
Hinan zu höher'n Sphären.
Fand dort den Phantasieopal
Versteckt von Kunsthetären.
Sie schmeichelten dem Federkiel
Und warfen hin und her — im Spiel
Buchstaben — die dann Wörter formten
Bis Sätze sinnvoll' — Lyrik normten.

So flogen Jahre dann ins Land.
Ich war gekoppelt durch das Band
 Mit dem mein Geist verbunden war.
Dies alles scheint nur sonderbar
Für jene — die dies' nun negieren.
Heut' kann mein Herz mit euch parlieren.


© Text & Bild by HerrWortranken    


24 Februar 2022

SCHMUDDELKIND

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Totenschädel hinter gitterartigem Gebilde.
☮ 🇺🇦 ☮



SCHMUDDELKIND

Wir haben’s genossen
Weit über siebzig Jahr
Den Frieden Europas
Es war wunderbar.
Wo immer wir hinschauten
Nach oben — nach unten
Wir waren zufrieden
Glaubten
Ewig Glück sei gefunden.
 
Ein Teufelsherz
Gefüllt mit Despotenblut
Zeigt am heutigen Donnerstag
Die Fratze des Despoten Wut
Der in Großmannssucht
In seinen viel zu großen Stiefeln
Versucht
Die Erde neu einzuteilen
 
Um aufzuwiegeln.
 
Reize nie 'nen kleinen Mann 
Denn er tritt von hinten dann. 
Gaukelt alle Zeit hinweg 
Schmeichelt dir mit Lügendreck. 
Wird zum Großkotz irgendwann 
Drückt den Knopf — Unschuldig Lamm. 
 
 

 © Text & Bild by: HerrWortranken  




21 Februar 2022

LEERBUCH

 

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Geometrische, teilweise schiefe sehr bunte Flächen. Im Original Öl auf Spanplatte, teilweise Sandkörner in der Farbe fühlbar.

 

 

LEERBUCH 

Des Buches Zeilen dich verwirren
Es ist ein Hin und Her — ein irren.
Du suchst verzweifelt Punkt und Komma.
Suchst Text — doch findest nur das Stigma
Der ausgeprägten Löcherstory.
Nun siehst im Geist nur Aporie.
Oh, herrliches gebund'nes Buch
Mit fehlend' Lettern wirst zum Fluch
Des gierig Suchenden — nach Wahrheit 
Wirst nie erlangen —  Götterklarheit. 



© Text & Bild by HerrWortranken




12 Februar 2022

ZWEI

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Bild zeigt das Herzsymbol, grafisch gebildet, wie im Poem beschrieben. Dieses Symbol schwebt vor unscharfem Hintergrund eines freundlich hellen Küstenstreifens mit Hang, auf dem kleiner, durch die Entfernung, dieses Symbol einen Schattenwurf darstellt.

 

 

ZWEI 

Nehmt euch doch mal 'ne zwei —
jetzt doppelt jene.

Dreht eine um —
und stellt euch vor,
die szene.

Schiebt beid' zusammen —
brust an brust.

Berührung jetzt —
vorbei der frust.

Die zwei wurd' so
gewandelt in ein einzig' herz.

Kann fröhnen jetzt
in liebe lust mit gier
und schmerz. 



© Text & Bild by HerrWortranken 


09 Februar 2022

PRÄTERITUM

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Federzeichnung mit blauer Tinte zeigt kurvenreiche geometrische Formen. Dominierend ein Auge und eine Hand.


PRÄTERITUM 

Erinnert sich daran noch wer
Wenn wir uns trafen
Das Port'monnaie
Wie immer
Leer.
Zu einer Zeit
Als jener NaegeliSprayer
Strichwesen sprühte
Sehr viel in Zürich — clever.
Auf schöne Wohnfassaden brachte
Und damit jedem Hausbesitzer
Ärger machte.
S'ist einerlei — die Zeit vorbei. 

Es war die Zeit
Als wir von Ordnungshütern Abstand hielten.
Des Abends dann zum Hades gingen.
Der Messiekneipe — dem Viehmarkt nah
Geruch im Inn'ren oftmals Bah.
Wo manche Anzugträger dealten
Die sich besonders clever fühlten.
S'ist einerlei — die Zeit vorbei. 

Ein häufig Gast — Frührentner Friedrich
Der öfter F.Villon zitierte — weitlich.
Oder der Günter, der oftmals immitiert
Als Busfahrer
Sein' Auftritt initiiert.
S'ist einerlei — die Zeit vorbei. 

Lang' lange her, die Zeit
Als wir so unbekümmert waren
In einer Welt
Die auf uns wartete
Mit spannenden Ideen.
S'ist einerlei — die Zeiten 
Sich verwehen. 


© Text & Zeichnung by HerrWortranken  

 

05 Februar 2022

MUSENKUSS

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Amorphe wolkenartige, aber strukturscharfe abgrenzende felsenartige Flächenenheiten. Vornehmlich in den Farschattierungen Blau und Violett, bzw. Lila und Rot.

 


                MUSENKUSS 

          Wer sammelt sie
          Die splitternden Gedanken.
          Zerbrochen Manche
          Wie abgeschliff'ne Planken
          In tosend Meer
          Der Wirrheit Ozean.

          Oh Gottheit
          Braga und Apollon.
          Ich bitt' euch
          Verwirklicht meinen Plan
          Und bringet eiligst beide Musen
          Kalliópeia und Euterpe mir
          Auf das ich Worte finde
          Wie im Wahn
          Zur Niederschrift.
          Damit das Lesen wachse
          Und Menschensinne
          Der Götter Größe
          In rankend Satzgebild' erleben.
          Auf jener Achse
          Zwischen Himmelsrund
          Und der bescheid'nen Erde.

          Jetzt spüre ich
          Erleuchtent Größe
          Die mich zur Zeit
          Im Kopf bemüht.
          Durch Musenkuss
          Der Federkiel erglüht.


          Bin nun ermattet
          Und verwöhnt.
          Nun können alle Worte ranken.
          Hinaus ins Freie
          Auf das der Ruf 
          Nach Freiheit 
          Dröhnt.

 
© Text & Bild by HerrWortranken