IN RUBEUM FILUM
(der rote Faden)
Im Dunkel der tiefgründig endlosen Schlucht
Wo Sterne verblassen in nächtlicher Flucht
Ein Wand'rer hält zitternd den Blick auf den Grund
Dort wo Nebel wie Geister die Tiefe umrund'
Kein Ausweg in Sicht
Kein Funke
Kein Leuchten
Kein rettendes Licht
Doch dort
Ein Glimmen in leuchtend Rot
Das Blut im Herzen mit Schrecken droht
Ein Faden so zart und doch seltsam fest
Hing dort wo die Hoffnung ihn niemals vermess’t
Der Mensch zog ihn mit bebender Hand
Sein Schicksal daran wie ein unsichtbar' Band
Er klammerte sich an seidigen Strang
Und hörte des Abgrunds bedrohlich' Geang
Doch je höher er stieg und je weiter er kroch
desto heller erschien ihm das Leben
Jedoch
Der Faden begann in der Tiefe zu schwinden
Sein Anfang verging
Niemand konnt' das Ende mehr finden
Doch siehe im Glanz des aufgehenden Lichts
Erblickte er Neues
Den Kreislauf des Nichts
Der Faden zerriss und ein Sturm brach herein
Doch war es kein Ende
Nur Wandlung allein
Er fiel nicht hinab
Er erhob sich im Wind
Dort wo Welten zerrinnen und eine Neue beginnt
So lernt er staunend im Tanz mit dem Tod
Dass ein Rot nicht nur Gefahr ist
Auch Schöpfung und Brot
Der rote Faden ganz zart und auch fest
Wurd' Rettung und Abschied
Ein ewiges Fest
Dort wo Altes vergeht wird Neues geboren
Im Drehen und Wenden geht Zeit nie verloren
Ein Faden der endet
Webt dennoch ein Band
Der Kreis bleibt bestehen
Von Hand zu Hand
© Text & Bild by HerrWortranken
016 |2025| ©HW