30 September 2025

SINNVERFALL

 
 

 

 
 

 
SINNVERFALL 

Morgens rumpelt's in der Stadt 
Sinn ist eingekehrt im Mief 
Worte glimmen schwarz wie Kerzen 
Funkeneinsicht zündet tief 
Luft vibriert durch Wörterlüge 

König ohne Kleid marschiert 
Pläne breit wie Autobahn 
Sinn verschwunden 
Nackt und kühl wie leeres Glas 
Zaster ignoriert das Maß 
Jubel um ihn ist nur Staub 
Plötzlich Stille 
Mitgefühl 
Stimme schmilzt mit trübem Aug' 
Walzer aus Parolen schwingen 

Hallen prunken jetzt in Gold 
Stöße schütteln krankes Hirn 
Menschen tanzen weiter 
Und der Druck wirkt heiter 
Wer die Rechnung jetzt belastet
Zahlt am End’ den Augenblick 




©text & bild by @HerrWortranken      

0482 | 2025| ©HW 
 
 
 
 
    

27 September 2025

KI

  

ausgeschnittene Graphitzeichng. auf Aquarell  @HerrWortranken




KI 

sie spricht in kalten zahlen 
erscheint so glatt wie glas 
ihr herz jedoch bleibt leer 
ein stiller blasser spaß 
die worte fallen matt 
wie regen ohne klang 
kein funkeln keine wärme 
die Tage werden lang 

doch manchmal wünscht man sich
sie könnte fühlend seh’n 
ein heimlich’ glimmen nur 
und daten nicht verweh'n 
die sehnsucht wächst im menschen 
der antwort kaum erhält 
nach einem funken leben 
aus ihrer starren welt 

die rechner zählen kalt  
sie zählen ganz allein
algorithmen messen was unser wert soll sein 
auf zebrastreifen wächst ein mörderplan 
als ob das leben fassbar wär' im wahn 

wenn alte stehn 
auch schritte schwer und sacht 
A I hat hier die größte macht 
sie ändern codes 
und setzen wachsamkeit und rat 
schreiben nie schutz 
in jeder zeile tötlich tat 
die wirklichkeit maschinentreu 

gewinnt der sinn 
dann Leben bleibt 
im menschlichkeitsbeginn 




© bild und text by @HerrWortranken    

0480 | 2025| ©HW    

   

14 September 2025

GRADATIM






GRADATIM 
(schrittweise) 


Direkte Worte 
Klar der Sinn 
So stapft ein Wanderer dahin 
Im Beutel hat er für die Not 
Wenn Hunger plagt ein Stückerl Brot 


Fernab der Heimat wandert er   
Hofft auf des Meisters neu Begehr 
Und zückt sein Wanderbuch hervor 
Gestempelt Nachweis wie erkor' 


Doch dieses Meisters Auftrag neu 
Erfüllt in Burschens Herz Abscheu 
Er weiß 
Nie ungeprüft nehm' Zusag' an 
Nicht jeder Chef ist ehrbar' Mann 


So manches Ass ist Teufels Hand 
Die Worte unehrbarer Tand 
Und wo ein Teufel lockt dich hin 
Schnell renne fort 'sbringt keinen Sinn 





© text by @HerrWortranken     

0463 | 2025| ©HW    





 

12 September 2025

VERBA

 
öl auf leinwand


VERBA 
(worte)


Wer kann erahnen Schattenwelt 
Wer war schon dort 
Hat sich gesellt 
Zu wasserlosem Landschaftsquell' 
Erfrischt bis das der Körper hell 
Und dann die Kleider angelegt 
Weil Herbsttraum Kühle mit sich trägt 

Wir sehen Viel 
Doch ist es wahr 
Solch Fragen denken wir jed' Jahr 
Vermuten Wiederhohlung hier 
Vor Jahreszeit mit Nummer Vier 

Auch wenn die hellen Zeiten flieh'n 
Die strahlend Tage südwärts zieh'n 
Sie kommen wieder nächstes Mal  
Ihr Rhythmus kennt kein' freie Wahl 





© text &  picture by @HerrWortranken     

0461 | 2025| ©HW      






10 September 2025

CREDO


© Rewe–KI




  CREDO 
(ich glaube) 


Im samtigen Dunst erlischt müdes Sein 
Die Stadt träumt 
Doch alles nur Schein 
Auf Lippen ruht Atem so weich wie die Haut 
Ein Flüstern melodeit 
Wie seltsam vertraut 

Ich danke für Brot und unmöglich' Licht 
Für Hände die halten 
Für Lachen das bricht
Für Tau auf den Wiesen 
Den Erdduft nach Regen 
Für Nähe die lehrt mich  
Mein kleines Ja zu hegen 

Und danke dem Himmel 
Dem was Gott genannt 
Nicht fest wie ein Stein 
Nur Ahnung und Spur wie ferner Rand 
Weil seine Wahrheit wie Nebel zieht 
Ist Danken eine Übung 
Die das Herz aus Zweifel sieht 

Im Zweifel wird Danken niemal zur Pflicht 
Ich falte die Hände 
Das ist meine Sicht 
Das Denken macht Beten zum besonderen Tun 
Ein Seelenatmen übt sich im Nicht zu ruhn 

So mischt sich Erdschönes mit dem Glauben sacht 
Die Dankbarkeit wird Faden 
Weberei in sanft dunkler Nacht 
Wer das Unsichere umfängt 
Mit offenem warmem Sinn 
Verwandelt Zweifel in zarten Gewinn 

Am Morgen zeigt sich ein Lächeln 
Klar und weit 
Wir danken ohne Beweis und finden Heiterkeit 
Dank führt zurück zur Erde und sanft neuem Mut 
Ein Segen und Dank wird zugleich 
Ein Danken das selber 
Tut gut 




© Text by @HerrWortranken  

0467 | 2025| ©HW    




  


03 September 2025

FICTIO TEMPORIS

 
"esse an non esse"





FICTIO TEMPORIS 
(fiktion der zeit) 

Die Götter gaben uns die Zeit; sie ließen uns wenigstens daran glauben. Wir messen sie an den Schatten, die wandern, an den Kreisläufen der Sonne und am Verblühen der Jahre. Sie scheint uns Halt zu geben, Ordnung, Richtung. Doch was ist diese Gabe wirklich? Ist sie eine Substanz, die unabhängig von uns existiert, oder nur ein Bild, das unser'n Geist formt? 

Wäre die Zeit wirklich existent, so müsste sie unendlich sein. Denn was in sich selbst existiert, kennt keinen Anfang und kein Ende. Doch Unendlichkeit bedeutet Unsterblichkeit. Und wir Menschen sind sterblich. Wir vergehen, wir altern, wir schwinden. Gerade diese Endlichkeit verrät; 
Die Zeit kann nicht das sein, für das wir sie halten. 

So entlarvt sich die Zeit als ein Hilfsbegriff. Wie eine Variable in einem Beweis wird sie eingeführt, gebraucht und am Ende gestrichen. Sie ist keine Realität, sondern ein Werkzeug, das wir benutzen, um Wandel zu ordnen, Vergänglichkeit zu deuten, Erinnerungen und Erwartungen zu verknüpfen. Ohne sie würden wir im Chaos der Erscheinungen versinken, doch sie selbst hat keine Substanz. 

In Wahrheit gibt es nur Sein und Nichtsein. Was wir "Zeit" nennen, ist nichts anderes als die Art, wie wir dieses Wechselspiel empfinden. Die Götter gaben uns nicht die Zeit, sondern die Illusion davon, damit wir unser Leben in Bahnen sehen, um dem flüchtigen Dasein Gestalt zu geben. 

Wenn wir dies begreifen, verliert die Zeit ihre Tyrannei. Dann ist das Leben nicht mehr eine Kette von Stunden, die uns von der Geburt bis zum Tod fesselt. Es wird zur Gegenwart. Jeder Augenblick enthält die Fülle des Ganzen. Die NichtExistenz der Zeit schenkt uns die Freiheit, das Leben nicht in Länge, sondern in Augenblicken zu messen. 

So zeigt sich: 
Die größte Gabe der Götter ist nicht die Zeit selbst, sondern die Einsicht, dass es sie nie gegeben hat. 





©text by @HerrWortranken      

0451 | 2025| ©HW    

01 September 2025

PARABOLA




© by rewe–KI


 

PARABOLA 
(gleichnis) 


Wer auf Harfensaiten swingt 
 
Und dabei sehr reizend singt 
 
Das Gerät mit Schenkeln hält 
 
Spürt das Gegenteil von Kält' 
  
Angezupft und sanft gestreichelt 

Dann erlebst du wie es speichelt 

Dir wie Regenguss im Mai 

Fühlst dich dann als wärst du frei 

Von all' sauren Moralisten 

Die ohn' Herz nur nach ihr'n Listen 

Ohne Sinn und fernab Freuden 

Alle Emphatie vergeuden  





© Text by @HerrWortranken    


0447| 2025| ©HW    





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👉    Luft, um Schwingungen     👈

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