Warum Menschen sich der Eigenverantwortung entziehen
(Essay by ©HerrWortranken)
Die Frage nach dem Sinn des Lebens und die Suche nach Orientierung und Stabilität hat die Menschheit schon immer beschäftigt. Viele suchen nach einem "Herr-der-Fliegen", einer höheren Instanz, dem sie ihre Verantwortung übertragen können. Doch warum sehnen sich Menschen danach, Entscheidungen und Verantwortungen abzugeben? Diese Haltung lässt sich oft auf eine Art von Lebensunfähigkeit und Faulheit zurückführen, die dazu führt, dass Menschen lieber einem „Heerführer“ folgen, als selbst für ihre Taten einzustehen.
1. Die unbewusste Suche nach einem Tyrannen als Ausweg aus der Verantwortung
Für viele Menschen ist der Glaube an einen Urian nicht nur ein Weg, Antworten auf existenzielle Fragen zu finden, sondern auch ein Mittel, die Last der Verantwortung auf etwas Höheres zu schieben. Sie erwarten von dieser Instanz, dass sie nicht nur für das große Ganze sorgt, sondern auch für ihre individuellen Entscheidungen und deren Konsequenzen. Diese Art von Glauben kann die eigene Verantwortlichkeit relativieren, da man davon ausgeht, dass ein übergeordnetes Wesen letztendlich alles in die „richtigen Bahnen“ lenkt.
Dieses Bedürfnis, Verantwortung abzugeben, kann in Situationen der Überforderung besonders stark ausgeprägt sein. Anstatt sich mit schwierigen Entscheidungen oder unangenehmen Konsequenzen auseinanderzusetzen, fällt es vielen Menschen leichter, sich auf eine höhere Instanz zu verlassen, die „schon weiß, was richtig ist.“ Doch diese Haltung kann zur Vermeidung von persönlichem Wachstum führen, weil der Einzelne sich nicht den Herausforderungen des Lebens stellt.
2. Lebensunfähigkeit und die Rolle des „Heerführers“
Ein weiterer Aspekt dieser Verantwortungslosigkeit ist die Abhängigkeit von einem „Heerführer“ – einer Leitfigur oder Autorität, die Entscheidungen für den Einzelnen trifft. In der Geschichte zeigt sich immer wieder, dass Menschen dazu neigen, Führungsfiguren zu idealisieren und ihnen die eigene Entscheidungsfreiheit zu überlassen. Dies wird besonders dann gefährlich, wenn blinder Gehorsam und absolute Loyalität gefordert werden. Die Menschen setzen ihr Vertrauen in jemanden, der ihnen eine klare Richtung vorgibt, anstatt selbst die Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen.
Die Folge dieser blinden Hörigkeit ist eine Art Lebensunfähigkeit. Wer sich darauf verlässt, dass andere für ihn entscheiden, verlernt, selbst zu denken und eigenständige Entscheidungen zu treffen. Diese Personen neigen dazu, Verantwortung abzugeben, um Risiken zu vermeiden, die mit Fehlentscheidungen oder persönlichen Rückschlägen verbunden sein könnten. Die Abhängigkeit von solch einem „Heerführer“ verhindert somit den Aufbau eines eigenständigen, reifen Selbst.
3. Die Faulheit, Verantwortung zu übernehmen
Oft ist diese Abhängigkeit aber auch auf schlichte Faulheit zurückzuführen. Verantwortung bedeutet Arbeit und Anstrengung – sich mit Konsequenzen auseinanderzusetzen und eigene Fehler zu reflektieren, erfordert Mut und Disziplin. Der Versuch, dies zu umgehen, führt oft dazu, dass Menschen lieber die Verantwortung abgeben, als sich der Anstrengung des Lebens zu stellen. Es ist bequem, die Schuld für das eigene Schicksal anderen zuzuschieben, und dies ist der einfachere Weg, als selbst zu handeln und sich möglicherweise zu irren.
Diese Faulheit kann letztlich eine ganze Gesellschaft schwächen. Wenn immer mehr Menschen bereit sind, die Verantwortung für ihr Leben abzugeben und sich auf äußere Instanzen zu verlassen, entsteht eine träge, abhängige Gesellschaft, in der Kreativität und Eigeninitiative verloren gehen. Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, ist jedoch die Grundlage für individuelle Freiheit und gesellschaftlichen Fortschritt.
Fazit: Der Weg zur Eigenverantwortung
Die Sehnsucht nach einem gottähnlichen Menschen, also einer Autorität, die Verantwortung übernimmt, ist Ausdruck einer menschlichen Schwäche, die sowohl aus Überforderung als auch aus Bequemlichkeit resultieren kann. Wer jedoch Freiheit und Autonomie anstrebt, muss lernen, die Verantwortung für sein Leben selbst zu tragen. Nur so ist es möglich, ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben zu führen und sich weiterzuentwickeln. Der Weg zur Eigenverantwortung mag anstrengend sein, doch er ist unerlässlich für das persönliche Wachstum und die Stärkung der Gesellschaft.
© Text und Bild by HerrWortranken
437 |2024| ©HW